Als wir uns am 09. August letzten Jahres zum ersten Training der neuen Saison trafen, wusste niemand von uns, was die kommenden Monate für uns bereithalten würden. Die üblichen Fragen zum eigenen Leistungsniveau und der Stärke der anderen Teams wurden dabei von der Unsicherheit dieser Zeit überschattet. Wird Corona es überhaupt zulassen, eine gesamte Saison spielen zu können? Unter diesen Umständen schien es wirklich schwer sich zu motivieren, wusste man doch nie genau, ob man nicht wieder nur das ein oder andere wertlose Spiel austragen wird. Dass dieses Team in diesem Jahr aber einen ganz besonderen Spirit haben würde und bereit war vieles für den Teamerfolg zu machen, zeigte sich bereits in dieser frühen Phase der Saison. Schnell wurde durch harte Arbeit ein angemessenes Trainingsniveau erreicht und wir brannten regelrecht für den ersten Spieltag.
Mit Lindow trafen wir hier auf ein Team, das wir bereits im Vorfeld der Saison als einen der großen Widersacher ausgemacht hatten. Schließlich kam es hier während der Pandemie dazu, dass Mannschaften zusammengelegt wurden und sich viele Männer mit Regionalligaerfahrung im Kader der Landesliga wiederfanden. Wir legten los wie die Feuerwehr. Jedem merkte man an, dass wir froh waren endlich wieder Volleyball spielen zu dürfen. Und in der Mitte des ersten Satzes schauten wir uns teils ungläubig an: „Sind wir dieses Jahr echt so stark“ oder „Was passiert hier eigentlich gerade“ waren spürbare Gedanken auf unserer Seite des Feldes. Dass wir allerdings noch viel Arbeit vor uns hatten, wurde uns dann in den kommenden drei Sätzen gezeigt und so verloren wir das erste Spiel der Saison gegen eine wirklich starke Mannschaft aus Lindow verdient. Im anschließenden Spiel gegen eine sehr junge und neu formierte Mannschaft aus Werder taten wir uns eingangs sehr, sehr schwer. Folgerichtig gaben wir den ersten Satz ab. Anders als in vielen ähnlichen Situationen in den letzten Jahren ließen wir aber nicht die Köpfe hängen. Im Gegenteil, wir steckten sie zusammen, suchten nach Lösungen und fanden diese. BAAM!! 3:1. Der erste Sieg der Saison war da. Keiner ahnte in dieser Situation, dass es sage und schreibe 19 (JA NEUNZEHN) weitere Spiele dauern sollte, bis wir das Feld wieder als Verlierer verlassen sollten.
Bereits am zweiten Spieltag geschah dann das, was sich wie ein roter Faden durch die Saison ziehen sollte. Viele Absagen und Verletzungen mussten irgendwie kompensiert werden. In diesem Fall sogar durch zwei Spieler, die eigentlich gar nicht mehr für Einsätze geplant waren. Aber es war auch die Phase der Saison, in der Spieler, die sonst meist nur von der Bank kommen, über sich hinaus wuchsen und uns Spiele retteten. Namentlich soll hier ausdrücklich Christian Otto erwähnt werden, der es immer versucht als Erstes beim Training zu sein, teilweise für wenige Punkte, viele Kilometer mit zu Auswärtsspielen mitkommt und sich dann Spiel für Spiel in der ersten 7 wiederfand und einfach ablieferte. So konnten wir auch Dank Christian am zweiten Spieltag sowohl Kremmen, als auch Brandenburg mit 3:0 schlagen. An diesem Spieltag wurde auch „Henrik“ geboren. Eigentlich heißt der Gute ja Henning, aber wehe, er rastet auf dem Feld mit seiner Leistung aus! Was ein Typ 😀
An Spieltag 3 ging es nach Teltow. Und neben der Tiefe unseres Kaders sollte sich hier auch die zweite wichtige Stärke unseres Teams in dieser Saison herauskristallisieren. Nachdem wir Kremmen erneut mit 3:0 schlagen konnten und es auch gegen Teltow so aussah, als würden wir mit dem Maximum aus der Nummer herausgehen, verloren wir ein wenig den Faden. Die Folge: Der erste Tiebreak der Saison. Nichts lief mehr. Henrik wurde wieder zu Henning, Jakob nahm sich nach überragenden Spielen die erste kleine Auszeit der Saison, unsere Annahme wackelte urplötzlich auch noch und wir machten keine Punkte mehr. Aber keiner resignierte. Nicht mal beim Stand von 12:8 für Teltow im Entscheidungssatz. Wir schauten uns an und wussten, dass wir das noch packen können. Und wie wir es gepackt haben. 4 abgewehrte Matchbälle, um dann 19:17 zu gewinnen. Einfach Stark. Vor allem Silvio, der sich im Tiebreak gesagt hat, dass es ihm egal ist, was da auf der anderen Seite passiert.
Stück für Stück sortierte sich so langsam auch die Tabelle und so kam es an Spieltag 4 zum Topspiel Erster gegen Zweiter. Wir hatten in Lindow die Chance, uns für die erste Niederlage zu revanchieren. Aber auch hier mussten wir zunächst unsere Hausaufgaben gegen den SCP IV machen. Und Hausaufgaben sollten wir in dieser Saison wirklich wie Musterschüler absolvieren. Mit 3:0 erzielten wir den ersten Derbysieg der Saison. Gegen Lindow taten wir uns dann allerdings sehr schwer. 0:1 und 1:2 aus unserer Sicht nach Sätzen. Es musste etwas passieren. Wir zogen Jakob von Außen auf die Mitte und brachten den Capitano a.D. aufs Feld. Christian mit seiner Annahme und Jakob mit seinem brutalen Block gewannen uns nicht nur den vierten Satz, sondern auch erneut einen spannenden Tiebreak. Der Jubel war gigantisch und spätestens hier hat jeder von uns gewusst, wir können es schaffen. Wir können dieses Jahr Meister werden.
Aber Moment. Da war doch noch dieses eine Team. Diese Männer, die in den letzten Jahren ein Abo auf den Meistertitel der Landesliga hatten. Richtig! Wittstock! Und genau diese Truppe aus dem Norden Brandenburgs kamen zum 5. Spieltag zu uns. Vor toller Kulisse an unserem ersten Heimspieltag der Saison sicherten wir uns zunächst einen ungefährdeten 3:1 Sieg gegen Teltow, bevor wir dann auf Wittstock trafen. Und hier entwickelte sich ein wirklich hochklassigen Landesligaspiel. Super Ballwechsel durch wenige Fehler in allen Bereichen auf beiden Seiten machten das Spiel von Außen sehr ansehnlich. Dass wir dann auch noch mit 3:0 gewinnen konnten, sorgte dafür, dass unsere Heimhalle das erste Mal diese Saison der Ort für grenzenlose Freude war. War uns am letzten Spieltag bewusst, dass wir es schaffen können, wussten wir ab diesem Tag dann auch, dass wir es wirklich wollen. Wir wollten von der Spitzenposition nicht mehr weg.
Wir waren im Rausch, selbst über die trainingsfreie Zeit über Weihnachten und Silvester, war die Motivation im Chat spürbar. Aber dann. Zack. Der erste Spieltag im neuen Jahr musste wegen Corona ausfallen. Da war sie wieder. Die Pandemie. War das bis jetzt alles umsonst? Wird der Laden bald wieder dicht gemacht? Na ja, hilft nichts darüber nachzudenken. Einfach so lange Spielen wie es geht und es genießen.
Der erste Spieltag im neuen Jahr war dann das Highlight der diesjährigen Saison. In Wittstock trafen wir auch noch auf Lindow. Die abgesetzte Spitze der Saison traf sich somit zum Topspieltag. Und wie eng das Leistungsniveau aller drei Teams ist, zeigte sich nicht nur in den zahlreichen Topballwechseln, sondern auch in den Ergebnissen. 3x 3:2 hieß es am Ende des Spieltages und das Gute daran aus unserer Sicht war, dass wir beide Spiele für uns entscheiden konnten. Für einige von uns war die Freude über diese Siege so groß, dass sie während der langen Rückfahrt etwas zu tief ins Glas schauten. 😀
Ab jetzt war die Saison das reinste Chaos. Spiele mussten verschoben werden, Corona ist auch in unserer Mannschaft angekommen und wir konnten eigentlich nur noch von Trainingseinheit zu Trainingseinheit schauen. Aber auch das sollte uns nicht aufhalten. Egal was da kam, wir sollten die Aufgabe bewältigen. 3:0 mit 7 Leuten, von denen fast keiner auf seiner Position spielen konnte gegen Potsdam. Ein 3:0 gegen Werder, in eigener Halle, gefolgt von einem 3:1 gegen Kremmen festigte unsere Führungsposition und brachte erneut unsere Heimspielarena in großartige Stimmung. „Meule“ hatte in seiner Trommel mittlerweile ein neues Lieblingsspielzeug und peitschte uns damit zusammen mit seinen Boybandkollegen Wolfie, Erik und Lossi Punkt für Punkt nach vorne. Was ein geiles Gefühl durch diese Teammitglieder getragen zu werden.
Da sich zunächst Lindow und dann auch Wittstock Ausrutscher gegen Kremmen erlaubten, ergab sich für uns die komfortable Situation, dass wir „nur noch“ gegen die Kleinen der Liga unsere Siege einfahren mussten, um sicher Meister zu werden. Allerdings wollte es uns keiner der kommenden Gegner leicht macht. Teltow spielte mit viel Willen und Emotion gegen uns und schaffte es, dass wir unseren Faden verloren haben. Nur mit viel Konzentration vermieden wir es im vierten Satz Punkte liegenzulassen und gewannen mit 3:1. Eine Woche später spielten wir dann in Brandenburg. Tabellenletzter. Pflichtsieg. Pustekuchen. Viele alte Gesichter des Vereins hatten nämlich wieder Bock auf die Halle bekommen und so zeigte diese Mannschaft ein völlig anderes Gesicht. Sie spielten phasenweise sogar besser als wir. Aber es zeigte sich, dass wir in dieser Saison wirklich eine Spitzenmannschaft waren und so konnten wir uns auch hier in 4 aufregenden Sätzen den Sieg erkämpfen. Unter der Woche kam es zum Nachholspiel gegen Werder in eigener Halle. Und was soll ich sagen? Hat man einen Plüschi auf dem Feld, gewinnt man 3:0. So einfach kann Volleyball manchmal sein.
Dann kam der große Tag. Wir hatten Matchball. Einen Sieg aus den zwei Spielen gegen Brandenburg und den SCP IV und wir würden uneinholbar als Meister feststehen. Das Ganze in eigener Halle. Die Stimmung war überragend. Meule und die Jungs machten den Tag zu einer Dauerparty und wir spielten nicht brillant, aber mit dem absoluten Willen es direkt im ersten Spiel klarmachen zu wollen. Nach einem ersten Satz, den wir, wie auch immer, mit 34:32 für uns entscheiden konnten, kam im dritten Satz beim Stand von 24:23 zu dem Punkt, den viele von uns in der Mannschaft wohl nicht vergessen werden. Perfekte Annahme von Flo, super Zuspiel von Jonas über Kopf und der Schlag von Nico hoch in den Block, sodass der Ball länger durch die Halle flog, als einige von uns jubeln konnten. Es war vollbracht. Wir sicherten uns mit diesem 3:0 gegen erneut sehr starke Brandenburger nicht nur den Aufstieg in die Brandenburgliga, sondern auch den vorzeitigen Meistertitel. In völliger Euphorie und mit abfallendem Druck gelang uns dann gegen Potsdam alles und wir holten das zweite 3:0 des Tages. Die Feierlichkeiten konnten beginnen.
Eine Woche später kam es dann noch zum Spiel gegen Wittstock. Und auch hier zeigte sich noch einmal die charakterliche Klasse des Teams. Trotz aller Umstände durch viele Absagen und kurzfristige Ausfälle wollte das Team dieses „bedeutungslose“ Spiel unbedingt bestreiten und auch gewinnen. Leider konnten wir hier über das gesamte Spiel hinweg „nur“ gut mithalten, waren aber in den entscheiden Punkten meist nur zweiter Sieger. Wittstock zeigte nochmal, dass sie immer noch ein richtig gutes Team sind und es immer einen super Tag bedarf, um gegen die „Alten“ gewinnen zu können.
Was bleibt als Fazit hängen. Wir sind mehr als eine gut harmonierende Volleyballmannschaft. Wir sind über viele Jahre zu einer Art Familie geworden, die es immer wieder verstanden hat, neue Spieler perfekt aufzunehmen und zu einem Teil von uns zu machen. Mit viel Fleiß, unfassbar viel Willen, hoher individueller Qualität und einem Mannschaftszusammenhalt, der seines gleichen Sucht, haben wir uns in dieser Saison verdient die Krone der Landesliga Nord aufgesetzt und freuen uns jetzt auf die neuen Abenteuer, die uns erwarten.
Danke an alle Spielerfrauen, die ihre Männer immer wieder entbehrten! Danke an alle Teams, die diese Saison unseren Weg kreuzten! Danke an alle Ärzte und Physios, die uns immer wieder fit bekommen haben! Und natürlich einen Riesendank an euch Männer, dafür, dass ihr mein Genörgel, meine Forderungen nach „FOKUS“ ertragen und in jedem Training sowie in den Spielen alles reingehauen habt.
Euer COACH 😉